Kletterurlaub Tirol (Imst)

Eigentlich wollten wir immer schon mal im Westen Österreichs oder Südtirol Kletterurlaub machen. Die Dolomiten-Gegend aber auch das Zillertal und die Gegend um Innsbruck standen schon immer hoch im Kurs. Heuer war es dann so weit, wobei es uns nach Tirol-Topo-Studium nach Imst verschlug, da Imst selbst mit vielen Gebieten aufwartet und das Ötztal sowie Innsbruck und Umgebung in Kürze erreichbar sind.

Unser Basislager errichteten wir in Hoch-Imst beim Appartement-Winkler. Da uns die Stadt Imst nicht vom Hocker riss, waren wir mit dem Appartement sehr zufrieden, kochten oft selbst und sparten somit Geld.

Das Wetter war für August nach einer Hitzeperiode davor ungewöhnlich kühl. Für uns zum Klettern also perfekt. Wir konnten aus dem Vollen schöpfen und mussten uns nicht nur an Sommer-Klettergebiete halten. Wir verbrachten 12 Tage in Imst und erkundeten viele Gebiete.

Am Anreisetag, an dem es längere Zeit regnete, starteten wir nachmittags in Starkenbach. Ein großes Gebiet mit Routen in nahezu allen Schwierigkeiten. Das Gebiet trocknet sehr schnell auf, liegt dafür aber nahe der Bundesstraße, wodurch die Idylle verloren geht. Von der Kletterei aber durchaus empfehlenswert. Wir waren hier 2x (1. und 5. Tag, beide Male nach Regen) und die Routen waren wunderlicherweise immer trocken. Wandkletterei die nicht immer leicht zu lesen ist und somit im on-sight schon mal etwas mehr kraft kostet, als mir (Conny) lieb war.
Folgende Sektoren haben wir besucht: Dornröschen, Affenhimmel, Zauberlehrling, Im Reich der Schwalben

Nassereith besuchten wir am zweiten Tag. Leider waren hier einige Touren klitsch-nass. Dennoch fanden wir auch trockene Routen. Mario kletterte die Yellow-Corner und schaffte somit sein erstes Urlaubs-7a-Onsight. Ich versuchte mich im Nachstieg in einer 6c und erreichte mit 2x sitzen das Top. Meine Maximalkraft und Kraftausdauer lassen nach der Hüft-OP immer noch zu wünschen übrig… Nassereith selbst ist ein nettes Gebiet. In der Sonne kann es hier schon mal sehr heiß werden. Der Ort selbst hat einen wunderbar klaren kleinen See, der uns den kurzen Zustieg versüßte. Nassereith ist also allemal einen Besuch wert.

Am dritten Tag wollten wir’s mal mit Granit versuchen und wählten die Engelswand aus. Am Parkplatz angekommen zahlten wir brav unsere 3€ fürs Parken und 5 Minuten später waren wir schon bei der Wand. Morgens noch im Schatten war die Wiese noch sehr nass und so auch ein paar Routen. Wir versuchten uns an einer 6a+. Mario onsightete diese, musste sich dafür aber sehr bemühen. Ich hatte hier keine Chance, viel zu schwer für mich zum Aufwärmen. Und so ähnlich blieb es. Die Touren sind knackig bewertet und den Granit richtig zu lesen fiel uns schwer. Außerdem waren unzählige Leute in dem doch nicht allzu großen Gebiet und auch die Rinder auf der Weide, die schon mal knapp vor deinen Füßen das Gras wegfressen, waren etwas gewöhnungsbedürftig. Fazit – die Engelswand, nicht so unser Gebiet…

Somit war klar, an Tag 4 wird wieder im Kalk geklettert. Außerdem wollten wir mal ein so richtig idyllisches Plätzchen besuchen – wir sind ja schließlich im Urlaub… Also entschlossen wir uns das Gebiet Muttekopfhütte zu besuchen. Pünklich um 09.00 starteten wir mit den zwei Sesselliften hinauf bis knapp unterhalb des vorderen Alpjochs (2121m). Einmal um die Ecke und man geht einen Steig steil bergab bis man in etwa 30 min die Muttekopfhütte erreicht. Danach nochmal ca. 15 min Zustieg bis zum Sektor Felswurm wo wir uns an den leichten Touren in löchrigem Konglomerat aufwärmten. Danach ging es weiter zu den Sektoren Eisenhut  und Rammstein, wo mMn die 6a „Via Eva“ das Highlight des Urlaubes war und Mario die beiden Touren „Du Hast“ und „Ohne Dich“ augezeichnet gefielen (die ich nicht mehr geklettert bin). Der Abstieg gestaltete sich anstrengend, fast wieder 30 min bergauf. Trotzdem nahm ich noch den Gipfel des vorderen Alpjochs mit, wohingegen sich Mario auf der Sonnenterrasse nahe der Bergstation ausruhte. Danach gings gemütlich wieder mit dem Sessellift und wunderbarer Aussicht zurück nach Hoch-Imst.

Am 6ten Tag (Tag 5 waren wir ja wieder in Starkenbach) gings zum Hahntennjoch. Ein Klettergebiet aus kompakten Kalk mit Blick auf das Joch. Nach einem steilen 30 min Zustieg kamen wir am Wandfuß an. Die ersten zwei Touren (Musikpfeiler – eher rechts) gefielen uns nicht so, wobei die darauffolgenden drei Touren (eher links) wunderschön waren und ich endlich wieder mal am Limit klettern konnte. Ich schaffte immerhin eine 6b+ im Nachstiegsflash. Technische Kletterei liegt mir scheinbar noch. Nachdem Mario eine 6c+ im 2ten Versuch durch Trittausbruch und einem damit einhergehenden blutenden Finger beendete, stiegen wir wieder ab und beenden den schönen Klettertag in idyllischer Umgebung. Mit Sicherheit einen Besuch wert.

Nach 3x Kalk, wagen wir uns wieder an Granit und versuchten es mit dem Klettergarten Rammelstein. Dieser hat keinen Zustieg und liegt idyllisch mitten im Wald – somit waren wir schon vor dem Klettern positiv gestimmt. Die Routen fielen mir dennoch wieder schwerer als im Kalk. Mario ging es da besser und er rotpunktete eine 7a im 3ten Versuch. Das kleine Gebiet war sehr gut besucht, gefiel uns aber dennoch recht gut. Obwohl wir schon eine Woche durchgeklettert waren, packte uns am Nachmittag nochmals die Motivation das in Hoch-Imst gelegene Gebiet Kofnertal zu besuchen. Wir kletterten hier nochmals 2 Touren, auch als Test, da das angeblich ein regensicheres Gebiet sei und am Folgetag Regen angesagt war.

Eigentlich wäre nach einer Woche klettern eine Pause ja nicht so schlecht. Außerdem regnete es. Dennoch starteten wir wieder zum Kofnertal. Dort angekommen, waren doch mehrere Touren nass, als wir erwartet hatten. Leider hatten wir genau diese schon am Vortag gemacht. Nach einer neuen 6a+ zum Aufwärmen kletterten wir die schon bekannten Touren nochmals. Ein sehr kleines Gebiet aber ein sehr idyllisches Plätzchen. Die Touren nicht leicht zu lesen, aber dennoch schön zu klettern!

Tag 9 entschieden wir uns für Karres und stiegen voller Elan zum weitest möglichen Sektor zu. Um so höher man geht umso schlechter und ausgesetzter wird das Zustiegswegerl. Irgendwann reichte es mir dann – man muss ja nicht ins letzte Winkerl des Gebietes gehen. Am Sektor Alpin kletterte Mario die erste Tour und stellte relativ brüchiges Gestein fest – alpin halt. Das machte uns nicht so viel Spaß und so ging es retour weiter nach unten, wo der Wandfuß angenehmer und die Touren kompakter sind. Am letzten Urlaubstag waren wir nochmals dort. Die Bewertung in diesem Gebiet schien eher (wobei nicht immer) unterbewertet und so holte sich Mario einige 6c’s mit Leichtigkeit, musste bei einer anderen wiederum sehr dafür kämpfen. Auch ich war nun schon wieder besser ins Klettern gekommen und genoss im Nachstieg verschiedene Touren, wo ich ohne im Seil zu sitzen das Top sah. Bis auf eine abgeschmiert 5c (bei unserem Topo als 5b angegeben) waren alle Touren sehr schön und griffig.

Am 10ten Tag hatte es über Nacht erneut geregnet, also entschieden wir uns zur Martinswand zu fahren, da hier unzählige Gebiete sind – da wird ja wohl eines trocken sein… Beim Dschungelbuch angekommen, wanderten wir von Sektor zu Sektor um festzustellen: alles nass. Na gut, weiter gings zum OeAV Klettergarten. Dieser war zwar nicht nass, aber nach 2 leichten Aufwärmtouren wollten wir weiter. So einen polierten Fels hatten wir noch nie erlebt, die ausgewaschenen Mega-Henkel waren kaum noch von Porzellan zu unterscheiden. In den ca. 5er Touren (der Topo war sehr schwer zu lesen, Tourennamen waren nicht angeschrieben) war das zwar nicht weiter störend, aber eine schwerere Tour wollten wir gar nicht versuchen. So ging der Wandertag weiter und wir kamen nach einiger Zeit beim Alpinmagazin an. Dort gefiel es uns nicht so gut – und außerdem war der Plan auf der Galerie zu klettern, also ging es noch weiter bergauf. Nach ein paar ausgesetzten Stellen und einer laaangen freistehenden Leiter bis zur Galerie kamen wir endlich bei schönen, nicht polierten und nicht nassen Touren an. Die extrem langen Routen (in unserem Topo mit 25m angegeben, in der Realität aber 35m lang) gefielen. Wasserzerfressen, scharfkantig, netter Ausblick. Das Gebiet ist durchaus zu empfehlen, wobei unser Topo nicht mit der Realität zusammenpasste, weder von den Routenlängen noch von der Routenanzahl usw…

Da der Urlaub schon fast zu Ende geht, wollten wir das bekannte Gebiet Niederthai nicht auslassen. Nach einem gemütlichem Zustieg am Wanderweg standen wir vor den großen herumliegenden Granit-Blöcken. Man fühlte sich wie bei den Elfen und Trollen. Die Umgebung begeisterte uns, wobei uns die Kletterei nicht so gefiel. Gebohrte Griff- und Trittlöcher war nicht das, was wir erwartet hatten. Außerdem fielen uns die Touren alle sehr schwer. Sehr kraftlastig. Wir hatten hier klettertechnisch nicht so viel Freude, wobei die Umgebung umwerfend ist.

Am letzten Tag ging es zuerst nach Ötz, wo Mario beim vorbeifahren eine Linie anlachte, die er noch versuchen wollte. Wiederum Granit. Er kam zwar oben an – wollte aber keinen 2ten Versuch für den Rotpunkt versuchen. Die Sonne brannte in die Tour, also waren die Bedingungen einfach nicht richtig. Deshalb – was auch unser Plan war – ging es nach dieser Tour wiederum nach Karres, wo wir auch die letzten, verbliebenen Kräfte in drei Routen steckten, bevor wir erschöpft aber zufrieden zurück ins Quartier fuhren und unser Zeug für die Abreise, bzw. Anreise zum Wandern im Wilden Kaiser packten.

Fazit: Tirol als Kletterziel zum Sportklettern ist allemal eine Reise wert. Dennoch fahren wir im nächsten Kletterurlaub wohl wieder ans Meer in den Süden, da für uns auch die anderen Mentalität, anderes Lebensgefühl und das planschen im Meer zum Entspannen und Urlaubsgefühl gehören. Uns fehlten DIE markanten Linien und bunten Fels- und Sinterformationen, die ins Auge stechen und die man unbedingt klettern mag. Tirol (bis auf Granit, der uns nicht so liegt) ist nicht so anders also bei uns in Graz. Schön zu wissen, dass wir auch etwas weiter östlich vor allem beim Sportklettern mit den großen Bergen mithalten können.

 

 

 

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